Das Land denen, die es bewirtschaften

Das Wandbild an unserer Remise, welches uns Teilnehmer*innen vom Internationalem Workcamp als „Dankeschön“ vor einigen Jahren hinterlassen haben, trägt den Satz „Das Land denen, die es bewirtschaften“, und ist in 9 verschiedenen Sprachen zu lesen ist.

Während „Das Land denen, die es bewirtschaften“ aus marxistischer Perspektive eine materielle Umverteilung meint, geht es indigenen Kulturen oft um eine spirituelle, ethische und kollektive Beziehung zum Land – eine noch tiefere Form der Verbundenheit.

Zum Auftakt der internationalen Agrarministerkonferenz (Global Forum for Food Agriculture, GFFA), die auf Einladung Deutschlands in Berlin stattgefunden hatte, wiesen die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL, Brot für die Welt, FIAN und INKOTA darauf hin, dass immer mehr Ackerland von Finanzinvestoren aufgekauft und für nachwachsende Rohstoffe und industrielle Zwecke genutzt wird. „Wir sind in großer Sorge um unsere Höfe hier und weltweit. Immer mehr unserer Kolleginnen und Kollegen verlieren das Land, von dem sie leben und auf dem sie arbeiten, um Nahrungsmittel für alle anzubauen“, so Reiko Wöllert, stellvertretender Bundesvorsitzender der AbL.

Landgrabbing ist weltweit weiter ein riesiges Problem. „In vielen Ländern sehen wir den Trend zum Landgrabbing ungebrochen, zum Beispiel in Mosambik, wie unsere Partnerorganisationen berichten. Investoren haben in den letzten Jahren hunderttausende Hektar Land gekauft. Land, das jetzt Konzerne und nicht mehr Bäuerinnen und Bauern bewirtschaften. Land, auf dem häufig keine Lebensmittel mehr angebaut werden, sondern Energiepflanzen für Industrie und Verkehr, obwohl viele Menschen noch immer hungern“, so Lena Bassermann vom entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerk.

„Auch in Deutschland werden immer mehr bäuerliche Betriebe verdrängt. Die Preise für Ackerland sind in den letzten 15 Jahren um 193 Prozent gestiegen. Große Versicherungskonzerne und Lebensmitteldiscounter wie ALDI besitzen tausende Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche“, sagt Wöllert. „Von 2007 bis 2016 haben rund zwei Prozent der deutschen Acker- und Grünlandflächen in Form von Anteilskäufen, sogenannten Share Deals, den Eigentümer gewechselt. Dafür wurde noch nicht einmal Grunderwerbssteuer fällig.“