Der „Solarenergie Förderverein Infostelle Ost-Münsterland“ und der Verein „anders ackern e.V.“ haben auf dem Laakenhof einen gut besuchten Workshop zur „Herstellung und zur Verwendung von Pflanzenkohle“ durchgeführt. Gerd Voß, Gärtner und Gemüsebauer, verwendet seit mehreren Jahren seine selbst erzeugte Pflanzenkohle und hat ausführlich über seine Erfahrungen berichtet.
Zum Erreichen der Klimaschutzziele genügt es bereits jetzt nicht mehr, nur die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Es muss auch CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft gespeichert werden. Eine Möglichkeit dies zu tun, bietet die Pflanzenkohle. Bleibt organisches Material in der Natur liegen, verrottet es in absehbarer Zeit, 100 % des Kohlenstoffs wird freigesetzt. Verkohlen wir organisches Material bei ausreichend hoher Temperatur (> 650 C°), verwandet es sich in eine beständige Substanz, je nach Material bleiben zwischen 40 und 60% des Kohlenstoffs erhalten.
Das technische Verfahren zur Herstellung von Pflanzenkohle wird Pyrolyse genannt. Dabei wird organisches Material unter Sauerstoffabschluss zersetzt. Es gibt große Pyrolyseanlagen zur industriellen Herstellung, für den privaten Gebrauch gibt es den sogenannten Kontiki Ofen (kann sich gerne bei Anne Bussmann ausgeliehen werden).
Die poröse Struktur der Pflanzenkohle ist ein idealer Lebensraum für zahlreiche Mikroorganismen und fördert das Bodenleben. In Ackerböden eingebracht unterstützt Pflanzenkohle die Landwirtschaft: sie erhöht die Wasserhaltekapazität, Wasserlösliche Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, werden von der Pflanzenkohle aufgenommen. Sie bleiben pflanzenverfügbar, werden durch Regen- oder Gießwasser nicht mehr ausgewaschen – eine ideale Nährstoffspeicherung! Im Gartenbau kann Pflanzenkohle in die Kulturflächen eingearbeitet werden, um Bodenfruchtbarkeit und Ernteergebnisse zu verbessern. In der Putenmast wird Pflanzenkohle als Futterzugabe zur Stabilisierung der Verdauung eingesetzt.
Schon vor mehreren Jahrtausenden nutzten Menschen im Amazonasraum Pflanzenkohle zur gezielten Bodenverbesserung, indem sie diese mit Asche, Küchenabfällen und Fäkalien vermischten und auf ihre Felder aufbrachten. Auf diese Weise entwickelte sich über Generationen hinweg die fruchtbare Terra Preta. Das entsprechende Wissen geriet später weitgehend in Vergessenheit, rückte jedoch vor etwa 20 Jahren im Zusammenhang mit den Herausforderungen des Klimawandels erneut in den Fokus von Forschung und Praxis.
Einer Studie des Instituts für Ländliche Strukturforschung (ifls) aus dem Jahr 2023 zufolge spielt Pflanzenkohle bislang noch eine eher untergeordnete Rolle. Gleichzeitig wächst das Interesse an diesem Thema spürbar. Die Autoren der Studie stellen fest, dass sich in den vergangenen Jahren sowohl die Forschung und Entwicklung als auch die Produktion und praktische Anwendung von Pflanzenkohle dynamisch weiterentwickelt haben. Innerhalb Europas nimmt Deutschland derzeit eine führende Position ein. Nach Schätzungen des ifls waren Anfang 2023 rund 50 Anlagen zur Herstellung von Pflanzenkohle in Betrieb, mit einer jährlichen Produktionskapazität von insgesamt knapp 23.000 Tonnen.
Pflanzenkohle verbessert verschiedene Eigenschaften des Bodens so entscheidend, so dass sich auch der Einsatz in Haus- und Garten empfiehlt.








