Demonstranten blockieren mögliche Castor-Route

Am 04. Oktober 2025 fand in der Ahauser Innenstadt eine Demonstration gegen die geplanten Transporte von 152 Castor-Behältern mit dem hochradioaktivem Atommüll des Forschungszentrums Jülich ins Zwischenlager Ahaus statt. Dazu riefen über 40 Organisationen auf, darunter Umweltverbände, Parteien und kirchliche Organisationen. Im Demo-Aufruf heißt es: „Die Endlagerfrage ist ungelöst! Unter allen genehmigten Zwischenlagern in Deutschland ist Ahaus neben Gorleben das mit den niedrigsten Sicherheitsstandards. Bereits 2036 läuft die Genehmigung für das Zwischenlager Ahaus aus – eine simple Verlängerung ist nicht hinnehmbar. Jeder Atommülltransport über die maroden Autobahnen mit riesiger Polizeibegleitung schafft eine neue Gefahrenlage“. Auch erinnern die Anti-Atomkraft-Initiativen daran, dass die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Castor-Transporte für eine sinnlose Mammutaufgabe hält.

Bei der Auftaktkundgebung mit Musik von Marta Latour vor dem Ahauser Rathaus waren Redebeiträge von der BI „Kein Atommüll in Ahaus“, dem Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich, der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, der AG Schacht Konrad und dem BUND NRW zu hören. Vor dem Verwaltungsgericht Berlin ist derzeit eine Klage des BUND NRW gegen die Transportgenehmigung anhängig. Kerstin Ciesla, die stellvertretende Landesvorsitzende des BUND NRW, betont in ihrer Rede: „Die NRW-Landesregierung muss die Vorbereitungen der Polizei für die Castor-Transporte nach Ahaus stoppen! Es dürfen keine Fakten geschaffen werden, solange noch vor Gericht verhandelt wird! Die jüngsten hybriden Bedrohungen mit Drohnen zeigen, dass ein Schutz von riesigen Castor-Konvois auf den Autobahnen nicht zu gewährleisten ist.“

Janna Dujesiefken von der BI Ahaus gibt sich kämpferisch: „Wir werden das verantwortungslose Castor-Geschacher zwischen Düsseldorf und Berlin nicht einfach hinnehmen: Die Sicherheit muss im Vordergrund stehen und nicht die Kostenfrage oder Schuld-Zuweisungen! Wir setzen uns für einen langfristig verantwortungsvollen Umgang mit dem Atommüll ein. Der jetzt geplante Atommüll-Tourismus muss umgehend gestoppt werden.“

Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ aus Jülich verweist auf den friedlichen und seit 15 Jahren währenden Einsatz für ein neues Zwischenlager in Jülich: „Die Politik hat bisher viel zu wenig getan, um die 152 sinnlosen Atommülltransporte von Jülich nach Ahaus zu verhindern. Deshalb sind wir heute hier. Wir setzen gemeinsam ein Zeichen und machen deutlich, dass die Politik unsere Stimmen hören muss. Schon Mahatma Gandhi sagte: ‚Wir müssen auf die Straße gehen und uns für das einsetzen, was wir für richtig halten’.“

Unterstützung erhalten die Gruppen unter anderem aus dem Wendland, wo sich das Atommüll-Zwischenlager Gorleben befindet. Elisabeth Hafner-Reckers von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg betont: „Gemeinsame Position war und ist: ‚Nichts rein – Nichts raus!‘ Beide Zwischenlager-Standorte nehmen all die Bedrohungen durch den Atommüll für die nächsten Jahrzehnte in Kauf. Wir fördern keinen Atommülltourismus! Ausgerechnet Ahaus für diese Haltung jetzt zu bestrafen, ist unerträglich. Es untergräbt unnötig das Vertrauen in die Endlagersuche. Verlässlichkeit, umfassende Problem Betrachtung und das Ringen um gute Lösungen − diese Werte zeichnen die BI Ahaus und die BI Lüchow-Dannenberg seit Jahrzehnten aus. Die Politik täte gut daran, unsere Erfahrungen ernst zu nehmen.“

Die Gegner der Atommülltransporte griffen unter anderem die aktuelle Bedrohungslage durch unbekannte Drohnen auf. Ihrer Ansicht nach wären weder die LKW mit den Castorbehältern, noch das Zwischenlager in Ahaus ausreichend gegen Drohnenangriffe geschützt.

Die Anti-Atomkraft-Organisationen bereiten sich zudem bereits intensiv auf umfangreiche Proteste zwischen Jülich und Ahaus an einem möglichen Tag X1 vor, dem Tag des ersten Castor-Konvois über die Autobahnen von NRW. Sie nehmen damit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) beim Wort, der kürzlich erklärt hatte, er könne auf jeden Castor-Transport gut verzichten.

Der Demo-Zug bewegte sich mit mehr als 500 Teilnehmern entlang einer möglichen Transport-Route für die Castoren, blockierten einen großen Kreuzungsbereich. Es sollte ein Vorgeschmack auf den geplanten Widerstand sein, wenn die Transporte einmal rollen.